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Luluba - Eine Reise in einen mir fremden Teil der Welt

Luluba geschrieben von Manfred Görk
Zwischen Tradition und Moderne. Die Geschichte einer chinesischen Bauernfamilie. 

So leicht es mir gefallen ist das Buch Luluba zu lesen, so schwer habe ich mir beim Schreiben dieses Blogbeitrags getan. Ich wollte keinen Null-Acht-Fünfzehn Beitrag in zehn Minuten fertig und versandbereit verfassen, sondern den Menschen, die in dieser Geschichte vorkommen, gerecht werden. Der Roman Luluba wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Mengnan hat ihrem Vater nicht zu viel versprochen, denn mit mir ist es nun ein Mensch mehr, der ihre Familiengeschichte kennt.

Luluba ist ein kleines Dorf mit ca. 400 Einwohnern und liegt in der Nähe der Stadt Xi’an. Dort beheimatet ist die Familie Chen. Am 22. Februar 2018 verstirbt Chen Yangwa das Oberhaupt der Familie und hinterlässt seine Frau Liu Meifang, sieben Kinder, viele Enkel und Urenkel. Er ist 88 Jahre alt geworden. In einer einzigartigen Erzählweise schafft es der Autor die Seele des Verstorbenen mit seiner Tochter Mengnan kommunizieren zu lassen. Durch diese Art der Erzählung entsteht ein Dialog zwischen den beiden Charakteren.

Die Erinnerungen von Chen Yangwa reichen bis in seine frühe Kindheit zurück und als Leser erfährt man sehr bald, dass im 20. Jahrhundert in den chinesischen Bauerndörfern eine große Hungersnot herrschte. Diese Not hatte ihre Ursache in den Maßnahmen der kommunistischen Partei Chinas, dessen Vertreter Mao Zedong war. Obwohl viele Menschen während dieser Katastrophe ihr Leben ließen, geht aus dem Buch hervor, dass Mao Zedong als eine Art Held verehrt wurde, da er Mitbegründer der Volksrepublik China im Jahr 1949 war. Die Verhältnisse der Bauern im damaligen China werden sehr ausführlich geschildert und gaben mir einen Einblick, in die für mich grenzenlose Armut der Familien.

Ein weiteres Thema, das in diesem Buch sehr ausführlich behandelt wird, ist das Heiraten. Lange Zeit wussten die Menschen in China nicht, was Liebe zu einem anderen Menschen für ein Gefühl ist, denn die Heirat eines Paares wurde von den Familien und bestimmten Vermittlern arrangiert. Je nach Aussehen oder Benehmen wurde ein Mensch als gut oder schlecht befunden. Chen Yangwa und Mengnan berichten beide aus ihren Perspektiven, die überaus interessant wie erschreckend sind. Oft kam es vor, dass sich das Brautpaar vor dem Hochzeitstag nicht kannte. Obwohl Frauen und Männer sich heute ihre Partner größtenteils selbst aussuchen können, werden die Feierlichkeiten doch sehr traditionell ausgerichtet.

Tradition ist chinesischen Familien sehr wichtig. Nicht umsonst ist auf dem Cover des Buches „Zwischen Tradition und Moderne“ zu lesen.
 Durch Erzählung der verschiedenen Lebensphasen von der Geburt bis zum Tode Chen Yangwas, gewinnt der Leser einen Einblick über die vergangene Situation, sowie über die Zeiten der Veränderung und wie heute mit der Tradition in den Familien umgegangen wird. Besonders angetan hat es mir die Regelung der Ansprache von und durch verschiedene Familienmitglieder. Eine jüngere Schwester spricht ihre älteren Geschwister mit anderen Namen an, als eine ältere Schwester ihre älteren Geschwister ansprechen würde. Was sich für mich als sehr kompliziertes Konstrukt darstellt, ist in chinesischen den Familien im Tagesablauf integriert und normal.

Was mich besonders erschreckt hat, ist die Rolle der Frau in China. Es fängt bereits mit der Geburt einer Tochter an. Die Eltern verzweifeln förmlich und fragen sich, was bei der Zeugung schief gelaufen ist. Viele Mütter haben ihre Töchter damals nach der Geburt umgebracht, um nicht noch ein hungriges Kind ernähren zu müssen, dass es ihrer Meinung nach nicht wert war. Mengnan berichtet oft darüber, dass ihr großer Bruder und die älteste Schwester jeden Tag ein Ei zu essen bekamen. Alle anderen Töchter bekamen, wenn überhaupt, nur an besonderen Anlässen eine solche Delikatesse zu kosten. Während der großen Hungersnot entschieden sich viele Familien dazu, ihren Töchtern keine Nahrung mehr zu geben, um ihre anderen Kinder nicht durch den Hungertod zu verlieren. 
Während Mengnan heranwächst verbessert sich die Lage für Frauen ein wenig und sie kann zumindest selbst entscheiden, wen sie heiraten möchte. Das sind nur einige wenige Beispiele die das Buch im Zusammenhang mit dem Umgang und den Rechten von Frauen veranschaulicht.
Im Vergleich dazu beschäftigen Frauen in Europa bereits andere Sachverhalte. 

Ein besonders populäres aber auch wichtiges Thema ist der equal pay day. In Österreich müssen Frauen aktuell 57 Tage länger arbeiten, um dasselbe Jahreseinkommen zu erhalten, welches Männer bereits am Jahresende bezahlt bekommen. (https://www.equal-pay-day.at/at/epd2019/) 

Ich selbst finde es nicht gut, dass in Europa sowie auf der ganzen Welt noch immer Unterschiede bei der Bezahlung von Männern und Frauen gemacht werden. Wir sprechen von einer Arbeitskraft auf gleicher Ebene, die an Effektivität sowie Effizienz in nichts nachsteht. Der Unterschied zur Entlohnung von Mann und Frau fällt in China noch viel schlimmer aus. An dieser Stelle möchte ich euch bitten, selbst einige Quellen zu konsultieren. Falls euch ein eigener Blogpost über „Gender inequality in China“ interessieren würde, hinterlasst mir doch einen Kommentar und ich kann mir dazu etwas überlegen.  

Das Buch behandelt noch viel mehr politische Themen in China, wie zum Beispiel die Kulturrevolution, wie viele Kinder man bekommen durfte und was es mit dem Schulsystem in China auf sich hat. All diese Punkte sind mindestens genauso interessant wie meine bereits genannten. Ich habe mich entschieden die vorangegangenen zu erzählen, da sie mir besonders in Erinnerung geblieben sind.

Was habe ich an dem Buch geliebt?
1. Den Dialog zwischen der verstorbenen Seele von Chen Yangwa und seiner Tochter
2. Den Einblick in die Geschichte der Familie Chen und den Einblick in eine mir fremde Kultur.
3. Die Tatsache, dass Familie an oberster Stelle steht.

Abschließend kann ich sagen, dass ich gern so schnell wie möglich nach Luluba reisen möchte, um all die fremden Menschen, von denen ich so viel gehört habe kennen zu lernen. Währenddessen wird uns Chen Yangwas Seele zusehen und lächeln…..

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Manfred Görk bedanken, der mir das Buch als gratis Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Vielen lieben Dank, es hat mich sehr berührt.

Lg Manu 📚

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Luluba - Manfred Görk
Luluba - Manfred Görk

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Kommentare: 3
  • #1

    Petra (Samstag, 10 August 2019 20:48)

    Ich bin über deinen Beitrag beeindruckt ���

  • #2

    Conny (Donnerstag, 22 August 2019 20:16)

    Liebe Manu, deine Rezession war sehr interessant und einfühlsam. Man möchte gleich das Buch zur Hand nehmen, um selbst den Zauber zu fühlen.

  • #3

    Eva (Sonntag, 25 August 2019 11:59)

    Du hast das Buch sehr schön beschrieben,ich muss es unbedingt lesen