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Kaffee und Zigaretten - Ferdinand von Schirach

 

Eigentlich lese ich ja gerade „Ich bin die Angst“ von Ethan Cross. Allerdings ist das Lesen dieser Reihe bei mir ein bisschen mit Schwierigkeiten verbunden, da es wirklich schaurig ist und ich gefühlt nach jedem Kapitel eine Yoga-Einheit brauche 😉 Da ich mir vor Kurzem das neue Kurzgeschichtenbuch „Kaffee und Zigaretten“ von Ferdinand von Schirach gekauft habe, habe ich kurzerhand beschlossen, meine von Angst erfüllten Gehirn- und Nervenzellen mit diesen Kurzgeschichten zu beruhigen – mit Erfolg - denn ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen:

 

„Das Böse existiert, aber wie kam es in die Welt? (…) Gott ist allgültig und allmächtig. Aber wenn er das Böse erschaffen hat, kann er kein gütiger Gott sein. Und wenn er das Böse nicht erschaffen hat, aber nicht verhindern konnte, dann ist er nicht allmächtig.“ – Vielen Dank Herr von Schirach. Genau diese Fragestellungen und Aussagen lassen mich Ihre Bücher lesen!

 

…und ich bleibe oft ratlos zurück. So ist es mir (wiedermal) ergangen, als ich das neueste Buch von Ferdinand von Schirach gelesen habe. „Kaffee und Zigaretten“ besteht aus 48 Kapitel. Glaubt man dem Klappentext, so handelt es sich bei diesen oft sehr kurzen Geschichten um Erlebtes des Autors. Diese sehr biografisch und wahrheitsgetreuen Geschichten laden zum Reflektieren und Überlegen ein. Wer schon einmal mit den Zeilen von Herrn von Schirach in Berührung kam, wird wissen wovon ich spreche, wenn ich sage: „Dieses Buch ist typisch für von Schirach!“ Punkt. Aus. Ende. Alles gesagt. Noch viel kürzer: Wunderbar. Einzigartig und fesselnd. Fast ist es so, als würde man von Kapitel zu Kapitel in eine Sucht nach dem Gefühl des In-sich-kehrens und Reflektierens fallen. Nicht selten habe ich mich dabei ertappt, dass mein inneres Ich gefragt hat: „So Ann-Christin und was sagt uns das jetzt?“ Darauf gibt es keine allgemein gültige und vor allem keine schnelle Antwort. Der Leser wird unweigerlich aufgefordert, sich mit Situationen zu beschäftigen, mit welchen er üblicherweise nicht in Berührung kommt und seine persönliche Meinung und Antwort auf zuvor gestellte Frage zu bilden. Was beim Durchblättern nach Notizen und Tagebuch aussieht, bleibt in Erinnerung, wenn man vor allem zwischen den Zeilen liest, möge man auch nicht mit jedem Kapitel etwas anfangen können und kopfschüttelnd weiterblättern. Ich prophezeie den Schirach-Fans unter euch, dass ihr euch dem Autor beim Lesen dieses Buches, ein wenig näher fühlen werdet.

 

„Das Leben dauert nur einen kurzen Moment, in wenigen Jahren werden wir alle tot sein. Wir sind endlich, zerbrechlich und verletzbar, und auch wenn wir es manchmal glauben, sind wir nie in der Lage, unser Leben ganz zu begreifen.“ – Sätze wie dieser sind der Grund, die einen in stressigen Situation auf den Boden der Realität zurückbringen, durchatmen lassen oder einen im Zug den Blick vom Buch aus dem Fenster wechseln lassen.

Ferdinand von Schirachs Bücher empfehle ich jedem, den dieser Satz gerade fasziniert hat, jedem der die Welt ab und zu aus einem kritischen Blickwinkel betrachten möchte, Träumern wie mir,  aber auch Personen, die von Zeit zu Zeit einen kleinen Tritt brauchen um ihren Gedanken freien Lauf oder über ein bestimmtes Thema kreisen zu lassen.


Viel Spaß beim Lesen und Träumen,

xo
Ann-Christin 

 

»Wir müssen verstehen, wie wir wurden, wer wir sind. Und was wir wieder verlieren können. Als sich unser Bewusstsein entwickelte, sprach ja nichts dafür, dass wir einmal nach anderen Prinzipien handeln würden, als unsere Vorfahren. Aber wir gaben uns selbst Gesetze, wir erschufen eine Ethik, die nicht den Stärkeren bevorzugt, sondern den Schwächeren schützt. Das ist es, was uns im höchsten Sinn menschlich macht: die Achtung vor unserem Nebenmenschen.« (Auszug von Thalia Online) 

 

 

Erschienen im Luchterhand Verlag: https://www.randomhouse.de/Verlag/Luchterhand-Literaturverlag/24000.rhd

 

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